Personalisierte Podcasts: Die „Washington Post“ setzt auf KI – mit Startproblemen

Washington Post App auf Smartpone
December 14, 2025

Die „Washington Post“ hat ein neues Audio-Produkt gestartet: Mit „Your Personal Podcast“ bietet sie ihren Lesern die Möglichkeit, Nachrichten individuell zusammenzustellen. Nutzer können Themen, Hosts und die Länge des Podcasts selbst bestimmen. Die Inhalte werden von KI-generierten Stimmen präsentiert, die Nachrichten in einem lockeren Dialogstil zusammenfassen. Doch schon wenige Tage nach dem Launch häufen sich die Probleme.

Ein mutiger Schritt in Richtung personalisierter Nachrichten

Mit „Your Personal Podcast“ sollen Nachrichten flexibler und zielgerichteter konsumierbar sein. Die KI wählt basierend auf den Interessen der Nutzer relevante Artikel aus und erstellt daraus einen Podcast, der sich im Laufe des Tages an die Nachrichtenlage anpasst. Nutzer können sogar Hosts und Themen auswählen, um ein individuelles Audioerlebnis zu erhalten.

Die Entwicklung des Produkts erfolgte in Zusammenarbeit mit Eleven Labs*, einem Unternehmen für KI-generierte Stimmen. Ziel ist es, jüngere und diversere Zielgruppen anzusprechen, die sich von traditionellen Nachrichtenformaten weniger angesprochen fühlen. Die Washington Post sieht das Angebot als Ergänzung zu ihrem bestehenden Podcast-Portfolio, nicht als Ersatz.

„Es handelt sich in vielerlei Hinsicht um ein experimentelles Produkt“, sagt Bailey Kattleman, Head of Product und Design bei der „Washington Post“. „In gewisser Weise wird damit eine neue Kategorie geschaffen. Es unterscheidet sich stark von traditionellen Podcasts. Wir werden uns in der Anfangsphase definitiv eher auf gewohnheitsbasierte Kennzahlen als auf das Volumen konzentrieren.“

Kritik aus der eigenen Redaktion

Schon der Start verlief nicht reibungslos. Bereits 48 Stunden nach der Veröffentlichung meldeten Mitarbeiter der Post zahlreiche Fehler. Diese reichen von falschen Zitaten und erfundenen Kommentaren bis hin zur falschen Wiedergabe von Geschehnissen. In einem Fall sei ein Zitat fälschlicherweise als Meinung der „Washington Post“ wiedergegeben worden. Laut Semafor äußerten sich Redakteure besorgt darüber, dass die KI die journalistischen Standards der Post untergräbt.

Karen Pensiero, die Standards-Chefin der Post, bezeichnete die Fehler als „frustrierend“. Ein Mitarbeiter kritisierte scharf, dass das Produkt trotz offensichtlicher Mängel veröffentlicht wurde. Die Redaktion befürchtet, dass solche Fehler die Reputation der Zeitung beschädigen könnten – gerade in Zeiten, in denen Journalisten ohnehin unter verstärkter Beobachtung stehen.

Sind KI-Podcasts noch Journalismus?

Die Einführung des KI-Podcasts wirft grundlegende Fragen auf: Kann künstliche Intelligenz journalistische Arbeit sinnvoll ergänzen, ohne die Qualität zu gefährden? Die Washington Post ist nicht allein mit solchen Experimenten. Auch Google testet personalisierte News-Podcasts, und KI-Tools wie NotebookLM erstellen bereits Audioformate aus Texten. Die „BILD“ produziert gemeinsam mit dem Start-up goaudio den automatisierten Nachrichten-Podcast BILD News Update“.

Die Post will die Entwicklung des Produkts weiter vorantreiben und plant interaktive Funktionen, bei denen Nutzer den KI-Hosts Fragen stellen können. Doch zunächst steht die Verbesserung der Qualität im Vordergrund.

*Dies ist ein Affiliate-Link.

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