Wiederkehrende Elemente bringen Struktur, Übersichtlichkeit und Wiedererkennungswert in einen Podcast. Im besten Fall sorgen feststehende Segmente für Mehrwert, in dem sie das Episoden-Thema anreichern oder dafür sorgen, dass das Gespräch vorankommt.
Falsch eingesetzt jedoch sind sie einengend wie ein Korsett. Dann wirken sie künstlich und unterbrechen den Gesprächsfluss im falschen Moment. Ob und wie du wiederkehrende Elemente einsetzt, sollte immer vom Format abhängen. Bei komplexen Themen sorgen sie für Leichtigkeit und fördern das Verständnis, können aber auch leicht die Episode überfrachten.
Wiederkehrende Elemente können fest in Folgen eingebaut werden, also etwa zum Start jeder Episode, am Ende oder nach dem Intro. Die feststehenden Segmente können aber auch flexibel und nur bei Bedarf eingesetzt werden, etwa wenn das Gespräch stockt oder die Episode zusammenhangslos wirkt.
In Das Politteil von „DER ZEIT“ wird jede Woche ein politisches Thema besprochen. Dazu laden sich die Hosts immer einen Gast ein, der Expertin oder Experte für das Thema ist. Der Podcast hat gleich drei wiederkehrende Elemente und gehört für mich zu den Podcasts mit der besten Struktur überhaupt.
Das Geräusch
Jeder Gast bringt ein Geräusch mit, das zum Thema passt. Somit gelingt ein eleganter Gesprächseinstieg und oft ist das Geräusch verbunden mit einer Anekdote. Als Hörerin oder Hörer kann man den Gast dadurch schneller einschätzen und das Gespräch wirkt gleich persönlicher.
Die Flop Five
Zu jeweiligen Thema der Folge erläutert der Gast außerdem seine „Flop Five“, also fünf Dinge, die er oder sie partout nicht mehr zu dem Thema hören kann. Hier wird der Podcast meinungsstark, aber liefert für Hörerinnen und Hörer auch wirklich Mehrwert, weil oft mit weitläufigen Mythen aufgeräumt wird.
Der Hoffnungsschimmer
Kein Gast wird entlassen, ohne einen positiven Gedanken am Ende zu äußern. Die Welt wirkt oft düster und negativ, so aber gibt man die Möglichkeit auch etwas Hoffnung zu verbreiten.
In den etwa einstündigen Folge bieten diese drei Elemente Struktur und Wiedererkennungswert. Die Stärke liegt natürlich auch darin, dass die Segmente recht originell sind.
Unter „Rapid Fire“ versteht man ein schnelles Frage-und-Antwort-Spiel. Ziel ist, dass der Gast möglichst spontan und damit authentisch antwortet. Dieses Element nutzen viele Podcasts vor allem zu Beginn der Folge, um mit dem Gast ins Gespräch zu kommen und ihn oder sie etwas aufzuwärmen. Es ist zugegeben nicht ganz originell, kann aber individuell angepasst werden.
Champions des „Rapid Fire”-Spiels sind Christoph Amend und Jochen Wegner von Alles Gesagt?. Sie nennen ihr Spiel „A oder B“ und lassen ihre Gäste schnell Entweder-oder-Fragen beantworten. Das ist so beliebt, dass es sogar schon als Kartenspiel erhältlich ist.
Im Podcast Rolemodels muss die Interviewte sich am Ende immer eine Frage für den Interviewgast der nächsten Folge ausdenken - ohne zu wissen, wer das sein wird.
Das rundet jede Episode schön ab und schafft gleichzeitig eine Verbindung zwischen den Folgen, da Hörerinnen und Hören wissen wollen, wie eben jener Gast die Frage des vorherigen Gastes beantwortet.
Eines der bekanntesten wiederkehrenden Elemente ist wahrscheinlich das Werbeplakat am Alexanderplatz in Berlin. Am Ende von der jeder Folge fragt Matze Hielscher, Host von Hotel Matze, seinen Gast: Angenommen ich hätte ein großes Plakat am Alexanderplatz für dich gemietet. Was würdest du draufschreiben?
Oft nutzen die Gäste diese Vorlage, um das Gespräch noch einmal kompakt auf einen Satz zusammenfassen oder zu betonen, was ihnen besonders wichtig ist.
Das Werbeplakat kann man in der Form natürlich schlecht nachmachen, aber es abwandeln. Etwa indem man jeden Gast nach dem Lieblingszitat fragt oder was er oder sie seinem sechzehnjährigen Ich raten würde.
Vor allem Expertinnen oder Experten haben die Angewohnheit, sich etwas zu kompliziert auszudrücken. Um dem entgegenzuwirken, kann man beispielsweise seine Gäste bitten, einen bestimmten Sachverhalt so zu erklären, dass ihn auch Kinder verstehen.
In New Work Chat bittet Host Gabriel Rath zum Beispiel jeden Gast, den eigenen Beruf so zu erklären, dass sein Kind den Job verstehen würde.
„HatGPT“ ist eine Erfindung der Tech-Podcasts Hard Fork. Am Ende jeder Folge ziehen die Host Casey Newton und Kevin Roose aus einem Hut vor ihnen zufällig Zettel mit aktuellen Schlagzeilen aus der Technologie-Presse. Danach sprechen sie jeweils ein paar Minuten über eben jene Schlagzeite.
Das kurze Austauschen über Nachrichten ist eine kluge Idee für themenbezogene Podcasts, denen Aktualität wichtig ist. Gleichzeitig sorgt die Kürze des Segments dafür, dass die Presseschau nicht zu ausführlich oder ausufernd wird.
Ähnlich funktioniert das Element „Funktionen und Emotionen“ im Haken Dran-Podcast von Gavin Karlmeier. Karlmeier liest seinen Gästen aktuelle News über neue Features der Social-Media-Plattformen durch und lässt sie darauf reagieren.
Der Laber-Podcast Drinnies von Chris Sommer und Giulia Becker hat viele kleine Kategorien, die mit viel Liebe auf das Format abgestimmt sind. Exemplarisch habe ich den „Snack der Woche“ ausgesucht.
In vielen Folgen stellt einer der beiden Host seinen aktuellen Lieblings-Snack aus dem Supermarkt vor und bewertet ihn anhand verschiedenen Kriterien wie Preis und Geschmack.
Das Element wird flexibel eingesetzt und hilft deswegen, das Gespräch in den Gang zu setzen oder einen Trenner zwischen zwei Themenblöcken zu setzen. Zudem fügt sich das Element sehr organisch in den Podcast ein, denn Sommer und Becker sind bekennende Drinnies und lieben Gemütlichkeit. Ein guter Snack gehört da auf jeden Fall dazu.
Im Interview-Podcast Deutschland3000 spricht Eva Schulz jede Woche mit einem Gast aus Politik oder Pop. In der Postproduktion wird das Interview dann zerstückelt und zwischen den einzelnen Interview-Segmenten hören wir immer wieder Zoom-Outs, in denen Eva Schulz ihre Gedanken mitteilt.
Manchmal erklärt sie die Interview-Situation oder die Stimmung oder sie kommentiert, was der Interviewte gesagt hat. Dieses wiederkehrende Element macht die Episoden kurzweilig und gliedert den Podcast. Gleichzeitig hat Schulz so die Möglichkeit, Kontext zu liefern, Fakten richtigzustellen oder das Gespräch voranzubringen.
Ein absoluter Klassiker unter den wiederkehrenden Segmenten sind sicherlich „Die großen Fünf“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz im Podcast Fest und Flauschig. In unregelmäßigen Abständen besprechen die beiden Hosts ihre fünf Lieblingsdinge, zum Beispiel die besten Tankstellensnacks, Gerichte, die man lieber zu Hause kocht oder Eigenschaften, die richtig nerven.
Das Format ist so beliebt, dass ein Hörer sogar öffentlich Protokoll über „Die großen Fünf“ führt. Zudem senden Fans des Podcasts auch immer wieder Vorschläge für diese Kategorie ein.
Im Terra X Podcast geht es meist um komplexe Sachverhalte wie etwa um Hungersnot, Gentechnik oder Wasserknappheit. Host Thora Schubert besucht dafür beispielsweise Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Expertinnen und Experten. Um die Gespräche verständlich zu halten, gibt es zwischendurch immer wieder Faktenblocks, in denen Hintergründe erklärt werden.
Den Episoden kann man dadurch sehr gut folgen und die Interviews werden nicht zu kompliziert. Stattdessen kann Schubert Kompliziertes in einfachen Worten wiedergeben. Faktenblocks eignen sich super für Interview-Podcasts, da man im Nachhinein Dinge richtigstellen oder ausführlich erklären kann, ohne den Gesprächsfluss des Interviews zu unterbrechen.
Kennt ihr Podcasts mit richtig guten wiederkehrenden Elementen? Schreibt mir gern unter jana [at] soundbett.de
Ich bin Jana und schreibe auf Soundbett über Podcasts. Seit 2020 beschäftige ich mich beruflich mit Audio. Zuerst habe ich Konzepte für Corporate Podcasts erstellt, mittlerweile kümmere ich mich vor allem um Vermarktung und Monetarisierung. Soundbett hat als digitaler Notizzettel angefangen, um all das Gelernte zu vermerken. Seit Anfang 2022 ist Soundbett ein Online-Magazin über Podcasting.
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