Das Handelsblatt experimentiert für ihren neuen KI-Podcast KI-Briefing mit synthetischen Stimmen. Seit Freitag vertont das Audio-Format den gleichnamigen Newsletter des Handelsblatts, in dem Leserinnen und Leser Entwicklungen aus der KI-Branche erfahren. Die Stimme von Larissa Holzki, die das KI-Team leitet und für den Newsletter zuständig ist, wird dafür von einer KI imitiert.
Leserinnen und Leser wünschen sich KI-Podcast
Holzki ist seit rund einem Jahr Teamleiterin des KI-Teams und schreibt wöchentlich den KI-Briefing-Newsletter, der mittlerweile mehr als 150.000 Abonnentinnen und Abonnenten erreicht. Laut Chefredakteur Sebastian Matthes reagieren sie mit dem Podcast auf den Wunsch der Leserinnen und Leser: „Viele dieser Leserinnen und Leser hatten uns in den vergangenen Monaten gefragt, ob wir diesen Newsletter nicht auch als einer Art Podcast veröffentlichen können. So wie unser Morning Briefing, das pro Tag knapp 130.000 Menschen erreicht. Nur wie soll das gehen, haben wir uns gefragt. Soll Larissa jetzt auch noch jeden Freitag ins Podcaststudio?“
Ethische und rechtliche Fragen bleiben ungeklärt
Die technische Umsetzung basiert auf einer Technologie, die synthetische Stimmen aus wenigen Minuten Audiomaterial erzeugt. Diese Technologie ist in der Lage, Stimmen so authentisch nachzuahmen, dass sie kaum vom Original zu unterscheiden sind. In einem Post auf LinkedIn erwähnt Matthes auch ethische und rechtliche Fragen: „Sollten wir eine Technologie einsetzen, mit der auch gefälschte O-Töne, sogenannte Deepfakes, erstellt werden können? Wie wirkt sich das auf das Vertrauen in unsere Marke aus? Und wie setzt man ein solches Projekt um, ohne Ängste vor Jobverlust durch KI noch zu verstärken?“
Die Antworten auf diese Fragen will die Handelsblatt-Redaktion weiter diskutieren. Gleichzeitig betont Matthes die Wichtigkeit, Technologien nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu testen. Beiträge, die mithilfe von KI erstellen worden sind oder von synthetischen Stimmen gesprochen werden, will man kennzeichnen.
Holzki selbst spricht von dem "wohl heikelste Job-Projekt, auf das ich mich je eingelassen habe." Sie habe im Vorfeld viel darüber nachgedacht, ob sie aktiv an einer Software mitarbeiten möchte, dass in Zukunft beliebig viele Podcasts vertonen könne. Sie sagt: "Am Ende bin ich aber überzeugt davon, dass wir die Diskussion über die Chancen und Risiken dieser Technologie führen müssen. Und dass wir das Potenzial und die Limitationen von KI kennen müssen, um uns strategisch gut für die Zukunft aufzustellen. Das gilt für uns als Handelsblatt, aber auch für unsere Leserinnen und Leser."
Axel Springer übersetzt Podcasts ins Englische
KI-Stimmen sind aktuell der Trend überhaupt im Podcasting. Spotify testet die Synthetisierung von Stimmen schon seit vergangenem Jahr und will so vor allem die Internationalisierung von Podcast-Shows vorantreiben.
Einen ähnlichen Weg geht auch Axel Springen mit den Formaten RONZHEIMER. und Bayern Inside. In Kooperation mit dem Software-Anbieter ElevenLabs klont das Medienhaus die Stimmen seiner Hosts und übersetzen die gesprochenen Worte ins Englische. Damit wird nicht nur die erreichbare Zielgruppe um ein Vielfaches größer, auch die internationale Vermarktung sollte von dem Versuch profitieren.