BBC Sounds, die Audio-Marke der BBC, will künftig verstärkt in die eigene Podcast-Plattform investieren. Das gab die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt bekannt. Viele der beliebtesten BBC-Podcasts und Radiosendungen sollen zunächst auf der hauseigenen Plattform verfügbar sein, bevor sie auf andere Plattformen kommen. Nutzerinnen und Nutzer von BBC Sounds erhalten so früher Zugang zu ausgewählten Inhalten – oft eine Woche, manchmal bis zu 28 Tage vor allen anderen.
BBC-Sounds Nutzer hören Inhalte zuerst
Ab Ende des Monats plant die BBC, diese „Sounds-first“-Strategie auszuweiten. Programme wie „Desert Island Discs“, „In Our Time“ und „Friday Night Comedy“ werden weiterhin zuerst auf BBC Sounds erscheinen. Auch neue Titel wie „Evil Genius with Russell Kane“ und „The Life Scientific“ werden exklusiv eingeführt. Ziel ist es, das Publikum stärker an die eigene Plattform zu binden. „Wir glauben fest daran, dass BBC Sounds der beste Ort ist, um unsere Inhalte zu hören“, betont die BBC.
Podcasts und Audio-Inhalte mit Fokus auf aktuelle Nachrichten oder Sendungen mit Inhalten, für die es ein großes öffentliches Interesse gibt, bleiben von dieser Änderung unberührt.
Erfolgreiche Testphase bestätigt Ansatz
Diese Entscheidung folgt auf eine Testphase im Jahr 2022, in der einige BBC-Programme zuerst auf BBC Sounds veröffentlicht wurden. Der sechsmonatige Test brachte BBC Sounds 218.000 neue Hörerinnen und Hörer und 17 Millionen Audio-Wiedergaben. Die Nutzer der „Sounds-first“-Inhalte werden zudem mit höherer Wahrscheinlichkeit regelmäßige Nutzer der hauseigenen Audio-Plattform.
Die BBC betont allerdings auch: „Gleichzeitig legen wir als öffentlich-rechtliche Organisation großen Wert auf den Konsum außerhalb der Plattform, da dieser uns dabei hilft, neue Zielgruppen für die BBC-Inhalte zu finden. Deshalb werden wir auch weiterhin kreative Kooperationspartnerschaften mit Akteuren in der gesamten Branche fördern.“
BBC will direkte Bindung zu Hörern
Die Entscheidung der BBC, die eigene Plattform zu stärken, setzt auch ein Zeichen gegen Plattformen wie Spotify und YouTube. Fast alle Medien nutzen soziale Medien und Streaming-Dienste, um ihre Inhalte auszuspielen und neue Zielgruppen zu erreichen. Für Medienhäuser ist das mit viel Aufwand und Kosten verbunden, während die Monetarisierung über Drittplattformen schwierig ist. Von dem kostenlosen Content profitieren aktuell vor allem Plattformen wie Instagram, YouTube und Spotify: sie sammeln tausende Datenpunkte pro Nutzer und das Gros des Werbegelds geht in ihre Tasche.
Erst im Sommer dieses Jahres haben die New York Times als auch DIE ZEIT bekannt gegeben, dass sie aktuell prüfen, einen Teil ihres Audio-Portfolios priorisiert auf der eigenen Website und hinter der Paywall zu veröffentlichen. „ZEIT-ONLINE„-Chefredakteur Jochen Wegner sagte im Gespräch mit der Branchenzeitung „HORIZONT“: „Wir sind Marktführer in Deutschland, spüren das aber noch nicht in unseren Erlösen“.